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Einigen von uns erging es vielleicht ähnlich wie Petrus mit Gottes Vision, als wir noch Kind waren und zu Hause am Tisch etwas vorgestellt bekamen, dass wir nicht essen wollten. Da sagten einige bestimmt: “Gemein!”

Der Apostel Petrus hatte Hunger; es scheint als wäre seit der letzten Mahlzeit schon einige Zeit vergangen. Während das Essen vorbereitet wurde, entschied er sich zu beten (Vorsicht, beten mit nüchternem Magen kann gefährlich werden). Gott gab ihm eine Vision, in der er ihn einlud, gewisse Tiere zu essen, die als unrein galten (Schwein, Reptilien, etc.). Das war für Petrus so als würde man dir die Innereien eines Tieres anbieten. Für Petrus jedoch hatte es nicht nur mit Geschmack zu tun, sondern war auch mit einer geistlichen Problematik verbunden. Durch diese Vision sagte Gott zu Petrus: “Was Gott gereinigt hat, mache du nicht gemein!” (Apg. 10, 15b)

Es fällt uns meist nicht sehr schwer, mit Leuten klarzukommen, die einen ähnlichen Geschmack oder Lebensstil haben wie wir. Die Sache wird “gemein”, wenn sich unsere Meinungen in einem oder mehreren Punkte unterscheiden, z.B. in Bereichen wie Musikstil, kulinarischer Geschmack, Gesprächsthemen, usw.

Für Petrus bedeutete dieses, in ein Haus zu gehen, wo andere Hygieneregeln herschten als ihm bekannt waren. Es kann sein, dass die Leute sich nicht wuschen bevor sie ins Haus gingen, zumindest erfüllten sie nicht den Standart der jüdischen rituellen Anforderungen. Es kann auch sein, dass Kornelius’ Familie nicht das strikte jüdische Protokoll beachtete, sich die Hände vor dem Essen zu waschen. Obendrauf war es höchstwahrscheinlich nicht Petrus’ Muttersprache, mit der sie sich verständigten. Die Dekoration im Haus, das Essen auf dem Tisch und noch viele andere Faktoren schafften Distanz zwischen Juden und Heiden.

In der Begegnung zwischen Petrus und Kornelius vermischt sich der religiöse/geistliche Aspekt mit dem kulturellen. Natürlich müssen wir auch den Moment im Offenbarungsprozess des göttlichen Plans beachten, in dem sie sich zu dem Zeitpunkt befanden. Aber unabhängig von den Jahrhunderten, die wir schon Gemeinde sind und leben, vermischen sich heutzutage auch leicht religiöse/geistliche und kulturelle Aspekte. Es ist nicht immer leicht zu erkennen, ob unser Konzept von Zeiteinteilung, die Richtlinien für das Familienleben, unsere Entscheidungsprozesse oder sogar unsere kirchlichen Praktiken, Folgen eines richtigen Bibelverständisses sind oder Teil einer Kultur sind, die irgendwann versucht hat, diese Konzepte mit biblischen Texten zu begründen und zu rechtfertigen.

Unsere spontane Reaktion auf Dinge und Situationen, die uns nicht gefallen, ist diese als “gemein” abzustempeln. Aber kann es nicht sein, dass Gott es durch das Blut Jesu Christi gereinigt hat? Zu einem späteren Zeitpunkt hat Petrus diese Begebenheit wie folgt beschrieben: „Gott machte zwischen ihnen und uns keinen Unterschied. Und durch den Glauben hat er auch ihre Herzen gereinigt“ (Apg. 15,9), ohne dass sie sich den geistlichen, religiösen und kulurellen Überzeugungen der Juden anpassen mussten.

Falls wir gute Eltern zu Hause am Esstisch hatten, war “gemein” ein spontaner Ausdruck, der schon bald nicht mehr ausgerufen wurde (zumindest nicht hörbar). Aber vielleicht ist er in Bezug auf bestimmtes Essen in unseren Herzen geblieben. In vielen Fällen ist es beim Essen meist nicht von großer Wichtigkeit, da es durch etwas anderes mit gleichem Nährwert ersetzt werden kann. Jedoch ist dieses nicht möglich, wenn wir vom Auftrag Gottes für die Gemeinde sprechen.

Hier gibt es nicht die Option, etwas “gemein” zu nennen, was Gott gereinigt hat. Seien wir mit offenen Armen und Herzen bereit, unseren Nächsten anzunehmen, so wie Gott uns angenommen hat als wir noch “gemein” waren.

Esteban Dietrich