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Die Jugendzeit ist ein ganz besonderes Alter im Leben eines jeden Menschen, der das Privileg hat, sie in Freiheit zu erleben und geniessen. Andere Lebensabschnitte wie die Kindheit, Erwachsen- und Seniorenzeit sind ebenfalls speziell und wichtig, eben nur aus anderen Gründen. Was macht die Jugendzeit so speziell? Es ist mehr als eine Übergangszeit von der Kindheit zum Erwachsenenleben. Ja, es ist ein intensiver Lebensabschnitt. Jeder Erwachsene hat diese Phase gut oder schlecht durchlebt und hat es aus erster Hand erlebt, Jugendlicher zu sein. Welches sind die Veränderungen, die man in diesem Alter erlebt?

Es ist bekannt, dass Menschen sich in der Jugendzeit von ihren Eltern unabhängig machen wollen. Tatsache ist, dass dieses schon von klein auf passiert -wir beobachten ja schon bei kleinen Babys, wie sie sich entwickeln und selbstständig werden. Allerdings zeigt sich dieser Vorgang in viel grösseren Schritten in der Spanne zwischen Adoleszenz und Erwachsensein. Während in der Kindheit vor allem die Selbstständigkeit im Verhalten bedeutsam wird, kommen im Jugendalter emotionelle Unabhängigkeit und die Entwicklung eigener Werte hinzu. Das bringt nicht nur Spannungen in der Familie, sondern Jugendliche erleben dieses sehr intensiv in ihren eigenen Emotionen und Wahrnehmung. Die Beziehungen zu Freunden scheinen wichtiger zu sein als die Beziehungen mit den Eltern und andere Familienmitgliedern. Neue Aktivitäten werden mehr geschätzt als Familientraditionen, und die Kinder sind oft mehr anderswo als zuhause, sei es in der virtuellen oder physischen Welt. Dieser Prozess zur Unabhängigkeit ist nichts Neues, denn in der Bibel beobachten wir auch ein ähnliches Verhalten. In 1. Mose 2:24a lesen wir schon “Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen […]” wenn er seine eigene Familie gründet.

Ein weiterer Bereich des Le-bens eines Jugendlichen sind die Entscheidungen die er/sie treffen muss. In unserem Kontext wird immer wieder davon gesprochen, dass Menschen die 3 wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens wäh-rend dieses Lebensabschnittes treffen. Jede Regel hat auch ihre Ausnahmen, und so kann es sein, dass dieses nicht unbedingt bei jedem im Jugendalter geschieht. Zum einen entscheidet man in diesem Alter den Beruf, den man ausüben will. Dann, welchen Partner man heiraten will. Diese Bereiche sind auch eng mit dem Prozess zur Selbstständigkeit verknüpft. Weiterhin treffen viele eine Entscheidung über ihr geistliches Leben, besonders bei Jugendlichen, die in einem christlichen Heim aufgewachsen sind. Der Glaube der Eltern wird entweder zum Eigenen gemacht, oder eben nicht. Drei grosse Entscheidungen, die dem Leben Richtung geben, obwohl sie nicht als endgültig gelten müssen.

Ein weiterer Veränderungs-bereich geschieht im Inneren der Person. Wissenschaftler haben fest-gestellt, dass das Gehirn der Person nicht im zweiten Lebensjahr schon vollständig entwickelt ist, wie man früher geglaubt hat, sondern es verändert sich noch einmal während der Adoleszenz. Dieses heisst nicht, dass das Gehirn bis dann nicht vollständig war. Im Gegenteil, alle Teile des Gehirns sind bereits vorhanden, aber in diesem Alter organisiert sich das Gehirn neu, und einige Teile des Gehirns erleben einen schnelleren Wachstumsschub als andere. Dieses zeigt sich durch Verhaltensweisen wie emotionelle Aus-brüche, kurzfristige Ziele vorziehen, impulsive Reaktionen, kurzsichtige Entscheidungen treffen, veränderter Schlafrhythmus, u.a.m.

Was hat dieses mit uns zu tun? Zuallererst bietet die christliche Gemeinde einen geistlichen Halt, sowohl für den einzelnen Jugend-lichen, als auch für die Familie. Gemeinden können als Wegweiser behilflich sein, wenn wichtige Ent-scheidungen getroffen werden, sowie bei der Wahl eines Lebenspartners, Studiengang, u.v.m., oder einen geistlichen Halt in emotionsstarken Zeiten bieten. Der Glaube an Jesus Christus ist in diesen Themen zentral und hat einen großen Einfluss auf diese Entscheidungen.

Weiterhin ist da die Jugendarbeit mit ihrem Pastor und Mitarbeitern, die die Jugendliche in diesen Pro-zessen begleiten. Wie die ganze Gemeinde als eine große Familie funktionieren kann, ist eine span-nende Herausforderung für die Lokalgemeinde in ihrem Kontext.
Außerdem bietet die Gemeinde Zugehörigkeit für Jugendliche aller Art, die sich zwar von ihren Eltern unabhängig machen, aber ein soziales Netz brauchen, wo sie ihre Persönlichkeit entwickeln können.

Sowie die Adoleszenz und das Jugendalter eine besondere Zeit im Leben eines jeden Menschen sind, denke ich ist die christliche Gemeinde von ihrer Berufung her ein passender Zufluchts- und Wachstumsort für dieses Alter. Wenn wir in der Lokalgemeinde nach Gottes Reich trachten, werden wir auch in diesen Herausforderungen sein Wirken erkennen.

Egon Sawatzky