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Gewebt für Nähe. Es war ein fester Fingergriff. Mein erster Sohn war geboren. Er war noch nicht einmal einen Tag alt. Ich streckte meinen Zeigefinger aus zu ihm. Ich berührte seine Finger. Er griff zu. Seine kleine, aber entschiedene Hand klammerte sich fest an meinen Finger. Mein Herz leuchtete auf. Diese Nähe tut nicht nur dem Vater gut, sondern auch dem Baby. Empfundene Nähe setzt Wachstumshormone frei, sie aktiviert hilfreiche und unterbindet schwächende Gene in Heranwachsenden. Nähe ist nicht nur überlebensnotwendig, sondern auch lebensspendend.

Das Menschenherz wurde geschaffen um Nähe zu wollen. Und dieses geschah nicht zufällig. Wir wurden nicht nur für Nähe, sondern auch aus der Nähe heraus geschaffen. Jesus, der den Schöpfungsakt seines Vaters ausführt, lebt in einer unzerstörbaren Nähe mit Gott Vater und Gott Heiliger Geist. Texte wie, “Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir” (Jes. 41:10), “Immanuel . . . Gott mit uns” (Mt. 1:23), “Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit” (Mt. 28:20), und andere mehr zeigen uns den Stellenwert der Nähe für Gott.

Und trotzdem macht sich heutzutage eine auffällige Nähe Phobie breit. Man kriegt leicht den Eindruck: je näher, desto gefährlicher. Oder: je eigenständiger, desto sicherer. Wir hören Aussagen wie: „Mit meinem Arbeiter bleibe ich lieber auf Distanz, damit er mich nicht ausnutzt“, „ich lass mich weniger auf andere ein, damit sie mich nicht verletzen können“, „wenn ich andere in mein echtes Herz rein schauen lasse, könnte ich meine Glaubwürdigkeit verlieren.“

Was läuft falsch? Es hat nichts mit der Nähe zu tun, sondern damit, was in der Nähe passiert. Nähe kann gebraucht werden für zweierlei: entweder um Vertrauen, oder um Misstrauen zu pflanzen; entweder um andere zu kontrollieren, oder um sie freizusprechen; entweder um etwas von anderen zu verlangen, oder um etwas an sie zu verschenken; entweder um mein Wohl, oder um das Wohl meines Gegenübers. Wenn Nähe als Ausbeutung statt als Freiheit erlebt wird, zieht man sich leicht zurück oder wird aggressiv – um sich zu schützen. Neben Ehe, Familie und Freundschaft, wird dieses auch häufig in Gemeinde und Gesellschaft erlebt.

Wenn wir unseren Blick nun auf Jesus richten, und spezifisch auf das, was Jesus an Weihnachten getan hat, zeigt Jesus uns eine Art Nähe, wie Er sie sich vorgestellt hat. In Johannes 1:14 steht geschrieben: „Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem einzigen Sohn, gegeben hat.“

Neben den Symbolen seiner Gegenwart, wie die Bundeslade, der Tempel, usw., macht Gott sich selbst jetzt anfassbar. Ganz nah (Immanuel). Hier geht es Jesus nicht darum, sich zu schützen. Er riskiert. Und er kann riskieren, weil sein Leben und seine Herrlichkeit in seinem Vater verankert sind. Natürlich rechnet er mit Verletzungen und Ablehnung (Joh. 1:11). Aber diese haben nicht die Macht, das Leben und die Liebe zu ersticken (Joh. 1:5), welche ihm von seinem Vater verliehen werden (Joh. 1:14).

Weihnachten, der nicht fordernde, sondern schenkende Durchbruch der Liebe Jesu. Obzwar wir Jesu Herz tief verletzt haben durch unsere Rebellion, zieht er sich nicht zurück. Im Gegenteil. Dieses war der Anlass seiner Annäherung. Diese Nähe überzeugt uns nicht nur von unserer Sünde (Wahrheit), sondern schenkt uns mehr als wir uns verdient haben (Gnade).

Wo will Gott, dass wir einen Durchbruch wagen, trotz möglicher Verletzungen? Wenn Schwierigkeiten mit der Nähe zu anderen auftreten, hat es in erster Linie mit unserer Distanz zwischen Gott und uns zu tun. Welche Ehe, Familie, Gemeinde, oder Volksgruppe braucht Gottes hautnahe Gegenwart, die wir in Gnade und Wahrheit für sie verkörpern?

Bruce Janz
Filadelfia Ost MBG