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„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, …“ (LU)

Eph. 2,19

Paulus braucht in seinem Brief an die Epheser die Begriffe „Mitbürger der Heiligen“ und „Gottes Hausgenossen“, um die Wesensart von Gemeinde zu erklären. Die Übertragung „Hoffnung für Alle“ benutzt den Begriff „Familie“.

Um den Heidenchristen verständlich zu machen, dass sie ebenbürtig zur Gemeinde Jesu Christi dazu gehören, verwendet Paulus den Begriff „Sympolitai“ = Mitbürger und oikeioi = Hausgenossen (Oikia = Haus).

Der Begriff Volk Gottes bezog sich im Judentum explizit auf die Juden. Jeder Nichtjude gehörte also nicht dazu.

Als Heidenchristen zum Glauben an Jesus gelangten, musste Paulus sich mit diesem Denken auseinandersetzen. In manchen Gemeinden, die durch die missionarische Arbeit des Apostels Paulus entstanden waren, fühlten sich die Christen mit jüdischem Hintergrund als „erste Klasse“ Christen und behandelten die Christen aus heidnischem Hintergrund oft als „zweite Klasse“.

Um dieses Denken zu korrigieren, macht Paulus in diesem Vers klar, dass alle Kinder Gottes gleichen Stand in Christus haben. Durch die Neuschöpfung in Christus, haben alle den gleichen Status, nämlich Mitbürger der Heiligen (= gleicher Status) oder Gottes Hausgenossen (= zur selben Familie gehörend).

Den Begriff „Bürger“ kennen wir in unseren Siedlungsgemeinschaften ja auch. Faktisch entscheidet der Bürgerstatus darüber, ob man Stimmrecht, Wohnrecht, Nutzungsrecht, Versicherungsrecht, und noch verschiedene andere Begünstigungen durch diesen Status hat oder nicht hat. Um den Bürgerstatus zu erwerben, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt werden. Um den Bürgerstatus zu halten, müssen ebenfalls Bedingungen oder Verpflichtungen eingehalten werden.

Eine Familie sucht sich in der Regel niemand aus. Jeder wird in eine Familie hineingeboren ohne selbst etwas dazuzutun oder es verhindern zu können.

Durch die Wiedergeburt in Christus, wurden Menschen, egal aus welchem Hintergrund kommend in die Familie Gottes hineingeboren.

Jeder wurde damit zu einem Hausgenossen Gottes. Der etwas altertümlich klingende Begriff „Hausgenosse“ drückt aus, dass Menschen in dieser „Lebens- und Wohngemeinschaft“ zusammengehören und es keinen Unterschied des Wertes und des Standes gibt. In diesem Hausstand ist Gott selber der Hausherr.

Paulus erinnert die Christen in Ephesus daran, dass auch sie durch die Aufnahme als Mitbürger Begünstigungen erhalten haben:

Eph.: 2,11ff „Vergesst nicht, dass ihr, die ihr keine Juden seid, aufgrund eurer Herkunft Außenstehende wart. 12 Damals lebtet ihr getrennt von Christus. Ihr wart vom Volk Gottes, Israel, ausgeschlossen und wusstet nichts von den Zusagen, die er ihm gegeben hatte. Euer Leben in dieser Welt war ohne Gott und ohne Hoffnung. 13 Aber nun gehört ihr Christus Jesus. Ihr wart fern von Gott, doch nun seid ihr ihm nahe durch das Blut seines Sohnes.

Und dann betont er in V. 19: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen…“

Also egal, was wir heute oft hören, denken oder fühlen, in der Gemeinde Jesu gibt es keine „zweite Sorte“, sondern nur eine Sorte Menschen; nämlich durch Christus Begnadigte!

Wenn alle in Christus den gleichen Status haben, jedoch in gewissen Momenten nicht gleich denken, nicht die gleiche Erkenntnis haben, nicht gleichen Geschmack haben, ändert das jedoch nichts daran, dass wir gleichwertige und vollwertige Mitbürger der Heiligen sind. Auch auf unseren Bürgerversammlungen wird oft hart diskutiert und argumentiert, jedoch (hoffentlich) immer zum Zweck des Allgemeinwohls und nicht um egoistische Ziele zu erreichen.

Die neutestamentliche Gemeinde ist nicht allein einem bürgerlichen Gemeinwesen vergleichbar, sondern sie stellt sich dar als eine große heilige Familie, in der Gott der Hausvater ist und die Heiligen und Gläubigen seine Kinder sind, die allezeit freien Zutritt zum Vater haben. Ein sehr inniges Bild.

Heute, wo manche Familienbande nicht mehr so festverbunden sind oder die Fundamente der Familie bröckeln, ist dieses Bild schon sehr verzerrt. Und doch sehnen sich alle nach der Liebe und Wertschätzung, die in einer gesunden Familie geschenkt wird.

Sind wir fähig, uns in der Gemeinde diese Liebe und Wertschätzung zu schenken? Sind wir bereit, den anderen höher einzuschätzen, als uns selbst, als unsere Vorlieben? Können wir uns miteinander dafür einsetzen, das Gemeindeleben wie ein gesundes Familienleben zu gestalten?

Jeder hat Gelegenheiten dazu! Jeder ist gefragt, einen Schritt auf den Bruder oder die Schwester zuzugehen, egal zu welcher Kultur er/sie gehört. In unserem multikulturellen Umfeld bieten sich unzählige Gelegenheiten, Liebe und Annahme zu leben und nicht nur davon zu reden bzw. es egoistisch zu erwarten.

Gemeinde Jesu Christi will als Familie und als Mitbürger erlebt und gelebt werden. Möge Gott uns dabei helfen!

Erwin und Ilona Wiens
MBG Filadelfia

Dieser Artikel wurde entnommen aus der März-April Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER können sie die ganze Ausgabe lesen.