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Mit 13 Jahren durfte ich mich bekehren. Dieser Bekehrung bei der ersten Janz Team Evanglisationskampagne in Paraguay war natürlich eine christliche Erziehung vorausgegangen. So z.B. habe ich einige Monate vor der Evangelisation darum gebetet, dass ich mich doch bekehren könnte. Die Sonntagschule spielte zweifelsohne auch eine bedeutende Rolle. Sonntagschule in unserem Dorf wurde Sonntag über Mittag von 1300 bis 1400 Uhr abgehalten. Sonntagschule bedeutete: spielen, singen und beten, eine biblische Geschichte und das Aufsagen auswendig gelernter Bibelverse. Dass Sonntagschullehrer bereit waren, jeden Sonntag über Mittag mit uns auf dem Schulhof zu spielen und zu toben, bevor sie uns die biblischen Geschichten erzählten, übertrifft wohl jegliche moderne pädagogische Leistung! Vor einigen Jahren hat mir mein Sonntagschullehrer erzählt, dass er damals in dem kleinen Knirps, der ich war, schon einen Prediger erkannt hat. Man kann sich vorstellen, dass ich dadurch den großen Wert der Sonntagschule neu erkannt habe.

Als ich mich mit 17 Jahren taufen ließ, begann ein neues Lebensprojekt für mich. Das war anno 1972. Ich durfte erste Schritte in der Jugendarbeit tun. Bald kam die Gelegenheit, einen dreimonatigen freiwilligen evangelistischen Einsatz zu machen, an dem Alfred Neufeld, Ewald Wieler und einige andere spanischsprechende Jugendliche auch mitbeteiligt waren. Unter Anleitung von Albert Enns wurden im Departamento Paraguarí in den verschiedensten Städten evangelistische Kampagnen durchgeführt. Diese Erfahrung hat mein Leben entscheidend geprägt. Ich kam verändert zurück, obwohl unsere Aufgabe eher nicht im Predigen bestand, sondern viel mehr galt es Stühle aufzustellen, Kabel zu legen, Bäder von dem Klub, den wir mieteten, zu säubern (man stelle sich das vor), Traktate zu verteilen.

Meine Jugendzeit war gefüllt mit Einsätzen im Rahmen der Jugendarbeit. Und ich will schnell hinzufügen, dass ich ein unverdient großes Vertrauen von Seiten der Jugend- und Gemeindeleitung genießen durfte. Als es z.B. zur Gründung des „Alten Stall“ kam, durften wir mit großer Freiheit und großem Vorschuss an Vertrauen, an den Samstagabenden Jugendveranstaltungen planen und durchführen, ohne jegliche „Bevormundung“. Diese Möglichkeit, uns im Leiten zu üben und zu entfalten, war nicht viel weniger als eine gelungene, praktische Leiterschaftsschule; und das nicht nur für die Starter des „Alten Stall“, sondern auch für die folgenden Verantwortlichen.

Mitte der 80iger Jahre bin ich dann in die Mitarbeit im Rahmen der Vereinigungsarbeit eingestiegen. Bis Ende dieses Jahres durfte ich Gott im Rahmen der Gemeinde und Vereinigung dienen, was natürlich auch viel Schularbeit beinhaltete.

Auf Einladung der Redaktion von GUKS schreibe ich diese Zeilen. Und mein Anliegen, einiges aus Kindheit und Jugendzeit mitzuteilen, hat wohl damit zu tun, dass diese Zeit für mein späteres Leben, und besonders für meinen Dienst, grundlegend gewesen ist. Ich stelle meine Reflektion unter folgende Begriffe: Dank, Eindrücke, Gelassenheit und Herausforderungen. Der Ansatz ist, Besinnliches mit Persönlichem zu verbinden.

DANK

Mich erfüllt eine tiefe Dankbarkeit, wenn ich auf mein Leben zurückblicke. Das hat jetzt nicht so sehr mit einem Erfolgserlebnis zu tun, als das klare Bewusstsein, dass Gott all diese Jahre gnädig und geduldig mit mir und bei mir gewesen ist. Ohne es verdient zu haben, hat der große Gott mich von Kindheit an in seinen Vorhaben mit hineingenommen. Bei unserer letzten Lehrersitzung am 3. Dezember war Ps. 103,1-5 das Wort, dass dieses Empfinden zum Ausdruck bringt.

Wahre Dankbarkeit geht mit dem Bewusstsein meiner Fehlerhaftigkeit und Mängel Hand in Hand. Aber das ist es ja gerade. Der allmächtige Weltenherrscher und wir sündhafte Menschen zusammen machen Geschichte!

Dankbarkeit erkennt auch immer den Wert der Familie. Meine liebe Frau Margita musste wegen meiner häufigen Abwesenheit zwar oft meine Aufgaben zu Hause übernehmen, aber viel mehr als das, war sie für mich eine sehr treue Begleiterin. Entsagungen auf sich zu nehmen, wie sie das bei der Ordination versprochen hat, haben immer wieder ihre Hingabe an Gottes Werk und in diesem Fall, an Gemeinde und Vereinigung bewiesen.

Unsere drei Kinder haben sich entschieden, denselben Glauben, in dem sie von ihren Eltern unterrichtet worden sind, zum Inhalt ihres Lebens zu machen. Auch das ist Gnade!

Als MBG glauben wir an die Bedeutung der Gemeinde, wenn es um Entscheidungsprozesse und Urteilsvermögen geht. Für mich persönlich bedeutet das: ich bin dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen von seitens der Gemeinden und Vereinigung. Und ich kann es nachvollziehen, wenn einige Geschwister schon ein bisschen müde von Victor Wall sind. Gleichzeitig gilt auch festzuhalten, dass es gar nicht so einfach ist, immer Rede und Antwort zu stehen, gelegentlich auch dann, wenn man direkt vielleicht nichts damit zu tun hat.

Ich bin auch dankbar für die vielen Mitarbeiter, mit denen ich zusammen „unterwegs“ sein durfte. Paulus sagt in 1.Kor.3,9 sogar, dass wir Gottes Mitarbeiter sind. Das heißt, erstens, wir sind nicht in erster Linie Angestellte, die nur ihre Pflicht tun; und zweitens, keiner ist wichtiger als der andere (Vgl. 1.Kor 3).

Junge Menschen, besonders Studenten, haben in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt. Mitzuerleben, wie Gott Menschen verändert, wie Menschen Gott gehorsam werden und lernen, sich im Reich Gottes zu bewähren, ist wohl eines der schönsten Erfahrungen im Gemeinde- und Schuldienst.

An die Werke zu denken, die der Herr uns anvertraut hat, erfüllt mich natürlich nicht nur mit großer Dankbarkeit, sondern auch mit Zufriedenheit und sogar mit ein bisschen Stolz: Colegio Alberto Schweitzer, OBEDIRA, die Gutenberg Schulen, Universidad Evangélica del Paraguay, Campus Gutenberg, IBA mit seinem neuen Campus. So große Werke mit einer so hervorragenden Infrastruktur! Und ich beeile mich hinzuzufügen: Ihr wahrer Wert und ihr Fortbestand hängen von dem Geist ab, der da herrscht. Die Lektionen der Geschichte sind in diesem Sinne anschaulich und unmissverständlich.

EINDRÜCKE

Bei diesem Teil der Rückbesinnung habe ich Formulierungen der Paulusbriefe „geborgt“, um meine diversen Empfindungen zum Ausdruck zu bringen.

Gott hat uns für wert geachtet

1. Thess. 2,4

Diese Wahrheit ist tröstlich, ermutigend, und gelegentlich führt sie uns in die Demut. Unser Ruf kommt von Gott; die Gemeinde und die Werke gehören Gott! Wer meint, die Gemeinde gehöre ihm oder er müsste die Gemeinde retten, wird über kurz oder lang, erkennen, dass alles Geistliche Gottes Wirken ist. Das ist unsere Motivation und unsere Stärke! Und das nimmt uns auch eine Menge Sorgen ab. In unserem Eifer meinen wir manchmal, wir müssten die Gemeinde oder das Wort Gottes vor den Feinden schützen und merken dann im Nachhinein, dass es gerade umgekehrt war: die Gemeinde und das Wort Gottes tragen uns, schützen uns und verhelfen uns zum Sieg.

Gott hat uns tüchtig gemacht zu Dienern

2. Kor. 3,5-6

Paulus sagt es wortwörtlich so: „Wir bilden uns nicht ein, diesen Auftrag aus eigener Kraft erfüllen zu können“. An diese radikale Wahrheit muss ich mich immer wieder erinnern. Gott stellt Dinge auf den Kopf. Eine Sklavengruppe in Ägypten wird Gottes Volk, aus dem der Messias hervorgeht. Der König wird in einem Stall geboren, und die Engel erscheinen den marginalisierten Hirten auf dem Kamp. Verängstigte Frauen erhalten den Vortritt bei der ersten Auferstehungsbekanntgabe. Der großmäulige und gewalttätige Fischer Simon wird zum weisen Petrus, der aus Liebe zu seinem Meister wie kein anderer, Jesu Lehre von der Feindesliebe unterstreicht (1.Petr. 2,21). Das ist die Essenz des Evangeliums! Darum entschuldigen wir uns nicht und wir schämen uns auch nicht, in unsere Schulen zuerst die marginalisierten Familien, die ihre Schulgelder unmöglich zahlen können, einzuladen. Gottfernen und kaputten Menschen gilt der rote Teppich. Das ist der Jesus Style! Im Himmel freut man sich genauso sehr, wenn ein einfaches unbekanntes Kind auf der Straße in die Arme Jesu gebracht wird, wie wenn ein Fußball- oder Filmstar sich bekehrt. Vielen Christen ist dieses radikale Evangelium heute leider etwas befremdend. Wir aber glauben an die Kraft des Evangeliums, und wir wissen ganz genau, dass durch diese Auferstehungskraft aus dem Schwachen, Starkes wird. Das Lamm wird zum Löwen!

Und diese Wahrheit gilt auch für den Predigt- und Leitungsdienst im Reich Gottes. Persönlich möchte ich diese Perspektive nicht aus den Augen verlieren.

Ich habe alles erhalten und habe Überfluss

Phil.4,10-20

Finanzen sind für einen IBA Leiter eine ganz besondere Herausforderung. Aber auch bei den anderen Werken – selbst bei den Gemeinden. Paulus sagt: Mir ist beides vertraut: satt sein und hungern, Überfluss haben und Mangel leiden. Die Spenden der Gemeinde in Philippi beschreibt er als ein „lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig“. Diese Worte möchte ich auf die vielen Spenden und Gaben anwenden, die im Rahmen unserer Vereinigung, Gemeinden und darüber hinaus gegeben werden. Seit meiner ersten Sitzung als Mitglied im Vereinigungsvorstand Mitte der 80iger Jahre, waren die Finanzen auf jeder Beratung ein Thema. Niemals gab es Reingewinn und noch weniger Aktienausschüttung. Klar, darum ging es ja auch nicht. Aber Gott und Gemeinden sind treu gewesen, und wir haben immer bezahlen können, was zu bezahlen wir schuldig waren. Dafür wollen wir Gott die Ehre geben. Und wenn uns eine gewisse Spendemüdigkeit überfällt, ist ja das sehr verständlich. Vielleicht hilft uns immer wieder die Perspektive des Paulus: Unsere Gaben sind ein Opfer für Gott, und nur so werden sie für ihn zu einem Wohlgeruch.

Mich wundert, dass …

Gal.1,6

Frustrationen sind eine Realität in aller geistlichen Arbeit. Wie gut zu wissen, dass es Paulus auch so ging. Frustrationen waren auch eine Realität in meinem Leben und Dienst. Damit umzugehen, ist nicht einfach. Ich wäre unehrlich, wenn ich so etwas verleugnen wollte. Und lange nicht immer bin ich mit Enttäuschungen richtig umgegangen. Doch so lange ich dem Herrn dienen darf, möchte ich auch darin wachsen.

Ich habe mir oft vorgenommen …

Rom. 1,13

Paulus hatte Pläne! Er konnte sie aber nicht alle verwirklichen! Er wurde z.B. daran gehindert, nach Spanien zu reisen. Pläne fürs Reich Gottes zu schmieden, ist gut. Aber nur, weil ein Plan gut ist, kommt er noch lange nicht immer zu Stande. Pläne schmieden hat mir immer Spaß gemacht. Und ich glaube, Gott hat mir da ein gewisses Talent gegeben. Ich habe gelernt, dass einige unserer Pläne besser von anderen Mitarbeitern verwirklicht werden können, als von uns selbst. So z.B. habe ich nicht schlaflose Nächte darüber, dass meine Dienstperiode im IBA gerade vor dem Umzug zum neuen Campus zu Ende geht. Auch habe ich gelernt, dass manche Pläne gar nicht so gut waren, wie ich manchmal dachte und Gottes Vorhersehung viele „Dummheiten“ auffängt. Auch verstehe ich heute besser die Spannung zwischen Veränderung und Status quo.

GELASSENHEIT

Dieses scheinbar altdeutsche Wort hatte für unsere geistlichen Vorfahren im 16. Jahrhundert eine besondere Bedeutung. Es bedeutete, sich der Erhabenheit Gottes ergeben, um egoistische Neigungen zu überwinden oder schlimmes Leid, wie Verfolgung, ertragen zu können. Anders gesagt: In Gottes Souveränität zur Ruhe zu kommen. Das ist grundlegend für die Nachfolge und auch für unser seelisches und emotionales Wohlbefinden. Der allmächtige Gott ist in Jesus Christus unser tröstender Vater geworden und sein Heiliger Geist wohnt in uns und hilft uns beim Beten, bis wir zur inneren Ruhe kommen.

Für mich ist es sehr hilfreich, aus dieser Perspektive über mein Leben nachzudenken. Paulus überlässt das Richten und Bewerten Gott, wenn er von sich sagt: „Ich maße mir über mich selbst kein Urteil an“ (1. Kor.4,3). Das dürfen wir auch so machen. Manches in unserem Leben kriegen wir nicht so recht auf die Reihe. Das kann uns viel zu schaffen machen. Die Bibel warnt uns sogar vor „einer bitteren Wurzel“ (Hebr. 12,15).

Wie gut, dass wir all die Ungereimtheiten unserer Vergangenheit in Gottes Hand legen dürfen; dass wir im Gebet Frieden finden dürfen. Bis unsere Seele in der Souveränität Gottes zur Ruhe kommt. Das beinhaltet alles: Fehler, Erfolge, Misserfolge, Enttäuschungen, Vergangenheit und auch die Sorgen der Zukunft.

HERAUSFORDERUNGEN

Beim Nachdenken über unsere Gemeinde- und Vereinigungsarbeit habe ich einige Bereiche entdeckt, die ich meine, dass sie im Blick auf die Zukunft eine Herausforderung darstellen – nicht im Sinne von Bedrohung, sondern im Sinne von Achtsamkeit und Entschiedenheit zugleich.

“Das Ringen um die Bruderschaft”

Historisch gesehen, sind wir die radikalen Nachfolger Jesu, die wehrlosen Friedensstifter, die willig waren, im Gehorsam dem Worte Gottes gegenüber christuszentrische Gemeinden als Folge der Evangelisation aufzurichten, und die sich darum mühten, dem Vorbild der ersten Gemeinde nachzuahmen. Auch später, als die MBG gegründet wurde (1860), ging es praktisch um dasselbe Ziel, wie Cornelius Krahn (nicht ein MB) feststellt. Dabei spielte die Gemeinde als geistliche „Geschwisterschaft“ eine zentrale Rolle. Auch Reiseprediger und Auslandmissionare blieben in enger Beziehung zur Gemeinde und Konferenz.

Diese geistliche Verbindlichkeit und gemeinsame Einordnung ist aber kein “Aguinaldo” (zwölftes Monatsgehalt). Es bedarf harter Arbeit. Ich nenne es mal, etwas altmodisch, „das Ringen um die Bruderschaft“. Angesichts des durch die Postmoderne und Technologie gesteigerten Individualismus und kirchlichen Supermarktdenkens, wird das biblische Gemeindekonzept leicht zum Opfer. Gelegentlich handelt es sich um eine kaum wahrnehmbare, schleichende Untergrabung. Durch die heutige weltweite Polarisierung, die wohl auch die meisten Gemeinden zum Teil in ihren Bann hineingerissen hat, stehen wir vor einer so noch nie dagewesenen Abhängigkeit von der Gnade Gottes was Gemeindebau angeht.

Auf positiver Seite befinden wir uns in der bevorzugten Situation, dass wir die größte Freiheit genießen dürfen samt jeder Menge an Ressourcen und sogar das Wohlwollen von Politik und Gesellschaft. Das betrifft besonders uns als mennonitische Gemeinden. In den größeren „Ligas mitzuspielen“, und dabei die auf den Kopf gestellten Werte des Reiches Gottes, wie u.a. Demut und Selbstverleugnung im Rahmen der Gemeinde auszuleben, ist nichts für Pantoffelhelden.

Ich ermutige, über das Ringen um die Bruderschaft mit Gebet nachzudenken und um den Erhalt und um ständige Neubelegung in diesem Bereich zu flehen.

Prophetische Aufgabe

Angesichts vieler selbsternannter Propheten, deren Verheißungen heutzutage selten auf ihre Echtheit hin geprüft werden, wie es uns die Bibel lehrt, lasst uns bedenken, was Jesus sagte: „Glücklich könnt ihr euch schätzen, wenn ihr verachtet, verfolgt und verleumdet werdet, weil ihr mir nachfolgt. Ja, freut euch und jubelt, denn im Himmel werdet ihr dafür reich belohnt werden! Genauso hat man die Propheten früher auch schon verfolgt.“ (Mt. 5,11-12). Radikale Christusnachfolger werden mit dem Profil eines Propheten beschrieben. Propheten waren von Gott abhängig, und sie redeten und predigten mit einer solchen geistlich-moralischen „Unabhängigkeit“ von dem Trend ihrer Zeit, die unausweichlich zu Verachtung, Verleumdung, Verfolgung und Hinrichtung führte. Seit dem Kommen Jesu und des Heiligen Geistes ist die Gemeinde damit beauftragt! Gemeinden, Christen, auch geistliche Führungsleute leben heute vielfach unter einem “Schmeichelkomplex”; sie empfinden, dass sie sich anpassen müssen und mit dem Evangelium nicht zu sehr anhaken dürfen.

MB Gemeinde sein, heißt, die Worte Jesu ernst zu nehmen und im Gehorsam auszuleben. Auch hier gilt, was J. W. Goethe so schön gesagt hat: „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“.

Ein Volk der Bibel zu sein

Das ICOMB Glaubensbekenntnis beschreibt die MBG als ein Volk der Bibel. Es heißt da: „Die Bibel ist das autoritative Wort Gottes und die unfehlbare Richtlinie für Glauben und Leben… Unsere Bibelauslegung ist Christuszentriert“ (S. 140); d.h. Christus ist der Schlüssel zum Verständnis der Bibel. Oder wie Menno Simons schreibt: „Alles muss durch den Geist, das Wort, die Taten und das Beispiel Christi beurteilt werden“ (Snyder, S. 15).

Wir zitieren gerne Martin Luthers Motto: Sola Scriptura – Allein die Heilige Schrift. Und so sei es! Sola Scriptura als eine radikale Absage an Ansprüche fremder Mächte, die sich als Autorität für unser Leben und Gemeinde bewerben: Zeitgeist, Ideologien, Politik, Wirtschaft, uam.

Sola Scriptura auch als ein demütiges Suchen nach einer Begegnung mit Gott, sprechen wir doch von dem lebendig machenden Wort Gottes. Ein Volk des Buches, das biblisch denkt, redet und lebt. Wer dem Wort Gottes restlos vertraut, befolgt seine Lehre gerade auch dann, wenn es gegen die eigenen Interessen geht, wissend, dass die Bibel die unfehlbare Richtlinie für Glauben und Leben ist.

Uns Prediger fällt hier eine große Aufgabe zu.

Am Beispiel lernen – Glaubenstäter!

Unsere noch nicht einmal 100jährige Geschichte in Paraguay bietet uns einen Reichtum an Beispielen, was es heißt, dem Glauben gemäß treu zu handeln. Täter des Wortes und Werke des Glaubens, wie Jakobus es sagt (Jak.1,22;2,17). Ich möchte einige konkrete Beispiele anführen:

Die klare Vorstellung der Missionierung der Indigenen schon vor Asubruch des Chacokrieges war ein sehr kühner Schritt. Anno 1935, gleich nach dem Krieg, kam es dann zur Gründung von Licht den Indianern.

Als vor und während dem Weltkrieg in Fernheim die Gemeinden durch die völkische Bewegung erschüttert wurde, war die Wehrlosigkeit einer der entscheidenden Streitpunkte. Der Anführer der Nationalsozialisten in Fernheim, Dr. F. Kliewer, war anno 1939 überzeugt: Die Wehrlosigkeit ist „das letzte Hemmnis, das weggeräumt werden muss … um den Nationalsozialismus bejahen zu können“, wie er selbst schreibt. Das Festhalten an dieser biblischen Position war entscheidend in der kritischsten Zeit unserer Geschichte hier in Paraguay.

An Stelle von Protestmärschen, Schlagzeilen oder gar Terrorismus haben mennonitische Gemeinden auf die vielen Nöte in Paraguay mit konkreten christlich-sozialdiakonischen Aktionen geantwortet: CD beginnend in der Nervenheilanstalt, Gründung von Schulen, Hospital Km 81, uam.

Anno 1990 entschied der Kongress, dass es für Paraguay Zeit wäre für eine neue Konstitution. Das war zunächst beängstigend. Doch sehr bald wurden durch die Initiative des Gemeindekomitees alle christlichen Kirchen, einschließlich der Katholischen Kirche, eingeladen, um mit gemeinsamer Stimme den Prozess der Konstitutionserarbeitung zu beeinflussen, wozu Gott auch seinen Segen gegeben hat. Heute sind die Punkte, die damals eingereicht wurden, die Artikel der Konstitution, die Abtreibung und die Zerstörung der Familie gesetzlich nicht zulassen.

Täter des Wortes folgen Jesus in ihrem Tun, um eine kaputte Menschheit zu retten.

IBA – unser Bibelseminar

Die Geschichte der Bibelseminare ist sehr aufschlussreich. Manchmal haben die Seminare sich selbst kaputt gemacht, manchmal haben sie den Kontakt mit der Gemeinde verloren und manchmal haben die Trägergemeinden ihr Bibelseminar selbst kaputt gemacht. Unser IBA ist durch die Gnade Gottes beschützt geblieben. In aller Schwachheit hat das IBA durch einen kontinuierlichen Unterricht 56 Jahre lang einen entscheidenden Dienst an und für die MBG und darüber hinaus tun dürfen. Nichtsdestotrotz wäre es dem Feind ein richtiges „Fressen“, diesem Werkzeug großen Schaden zuzufügen. Wir wollen wachsam sein und die neue IBA Leitung samt allen Mitarbeitern in unseren Gebeten tragen.

„Friede sei mit den Brüdern und Schwestern“ (Eph.6,23)

Gottes Shalom ist unser Gruß, wenn wir uns treffen und wenn wir uns verabschieden. Dabei dürfen wir aber nicht unseren Auftrag vergessen. Lateinamerika braucht uns. Ich bin überzeugt, dass Gott uns nicht nur im Rahmen von Paraguay brauchen möchte, sondern auch im Rahmen von Lateinamerika, wie Er es ja schon tut. Und wohl auch darüber hinaus!

Victor Wall