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Bestimmt haben Sie schon mal was von „Mehrfachbildern“ oder „optische Täuschung“ gehört. Es ist eine komische Sache: zwei Personen sehen dasselbe Bild, erkennen aber verschiedene Sachen. Eine Person erkennt das eine Bild, die andere Person das andere.

So erging es auch einigen Männern aus dem Volk Israel. Nur dass in dieser Geschichte die Folgen dieser Verschieden-Sicht gravierender waren. Es ist die Geschichte aus 4. Mose 13, bekannt als die Erkundung des Landes Kanaan. Es waren zwölf Männer, je ein Mann aus jedem Stamm. Dies waren besondere Männer, nämlich führende Männer, Sippenälteste, Fürsten, wie es die verschiedenen Bibelübersetzungen erwähnen. Es waren angesehene Männer in ihrem Stamm, diesen Leuten vertraute der Stamm, es waren die Repräsentanten für das Volk Israel.

Welche Aufgabe gab Gott diesen zwölf Männern? „Sende Leute aus, damit sie das Land Kanaan erkunden, das ich dem Volk Israel geben will.“ Ihr Auftrag bestand also darin, die Landschaft und die Völker zu erkunden und auch Proben von den Früchten des Landes mitzubringen. Mit dieser Information gingen diese zwölf Männer los und nach 40 Tagen hatten sie die Erkundung abgeschlossen und kehrten zum Volk Israel zurück. Sie zeigten die mitgebrachten Früchte und berichteten von den Tatsachen aus dem neuen Land. Sie beschrieben es als ein fruchtbares Land, worin aber starke Völker mit großen und gut befestigten Städten aufzufinden waren. Dieses machte dem Volk Israel Angst und sie waren aufgebracht gegen Mose. Und hier kommt unser Glaubensheld zum Vorschein: Kaleb. Er hätte auch schweigen können, aber er sagte: „Wir können das Land sehr wohl erobern! Wir sind stark genug“ (4. Mose 13, 30). Jetzt gaben weitere Kundschafter ihre Meinung preis, nämlich dass das Volk Israel nicht gegen die Völker in Kanaan siegen kann und diese somit nicht erobert werden können.

Da stelle ich mir die Frage, was hatte Kaleb, wie auch Josua, gesehen, was die übrigen Kundschafter nicht gesehen hatten? Oder was gab Kaleb und Josua die starke Überzeugung, das Land erobern zu können? Gesehen haben sie alle dasselbe Bild von Kanaan, doch sie kommen zu verschiedenen Schlussfolgerungen: „wir können“ und „wir können nicht“. Ich denke, es liegt nicht daran, was sie mit den Augen gesehen haben, sondern was sie mit ihrem Herzen erkannt und erfasst haben. Ich stelle mir vor, dass Kaleb und Josua mit der Einstellung aus Vers 1 in das Land Kanaan gegangen sind. Da sagt Gott nämlich klar „damit sie das Land Kanaan erkunden, das ich dem Volk Israel geben will“. Diese beiden waren auch der Meinung, dass die Völker in Kanaan stark und groß waren, genau so klar war ihnen auch, dass sie nur mit Gottes Beistand dieses Land erobern können. In diesem waren Kaleb und Josua zuversichtlich. Das ist schon ein klarer Beweis dafür, wie sie zu Gott standen und ihm vertrauten. Die anderen Kundschafter ließen es nicht nur bei einem „wir können nicht“, sondern versetzten das Volk in Angst, indem sie schreckliche Dinge über das Land erzählten. Sie sahen, dachten und schlussfolgerten rein menschlich. Es ist schon bemerkenswert, dass solch führende Sippenhäupter so einen schwachen Glauben an Gott hatten. Obzwar sie alle vor etwas mehr als zwei Jahren bei dem Auszug aus Ägypten (nach 4. Mose 10, 11) Gottes Wundertaten erlebt hatten.

Die Auswirkung dieser verschiedenen Herzens-Sichten war extrem. Nachdem Mose vor Gott für das ungehorsame Volk um Gnade bittet, entschied Gott, das Volk als Strafe für 40 Jahre auf Wüstenwanderung zu schicken. Außer Kaleb und Josua wurden die zehn weiteren Kundschafter sofort mit dem Tod bestraft. Kaleb und Josua bekamen von Gott die Zusage, die einzigen aus dem Volk zu sein, die Kanaan betreten würden. Weiter sagt Gott etwas sehr wertvolles über Kaleb „denn in ihm war ein anderer Geist, er ließ sich nicht beirren und hat mir vertraut“ (4. Mose 14, 24).

Wie stehen wir zu dieser Geschichte? Denken wir: Wie blind und kleingläubig waren die zehn Kundschafter und das Volk Israel? So etwas würde mir nicht passieren? Mit was für einem Geist gehe ich in den Alltag? Wie pflege und investiere ich in meine Beziehung zu Gott, damit auch ich für konfliktive Situationen ausgerüstet bin?

Möge Gott uns führen und unsere Herzens-Sicht leiten. Und wo Ängste und Sorgen den Kleinglauben wachsen lassen, die nötige Veränderung schaffen. Sodass auch wir wie Kaleb dastehen, mit einem „anderen Geist“ und einem starken Gott-Vertrauen.

Stefan Wiens